Kennt ihr das, wenn ihr euch nach einem langen Tag endlich ins Bett fallen lasst, der Kopf das Kissen berührt und ihr in eine friedliche, fast schon heilige Schlummerwelt abtaucht? Ja? Gut, dann könnt ihr mir sicherlich auch nachfühlen, wie es ist, wenn genau dieser Frieden durch ein lautes, durchdringendes „MIAUUUUU“ zerrissen wird. Willkommen zu meiner letzten Nacht – einer Episode, die den Titel tragen könnte: „Die Katze vom Nachbarn und wie sie mich fast in den Wahnsinn trieb.“
Ich war gerade in den Zustand des Halbschlafs geglitten, in dem sich der Körper anfühlt wie ein schwerer Marshmallow, als ein durchdringendes „MIAUUUUU“ direkt am Schlafzimmerfenster ertönte. Mitten in der Nacht. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil sie beschlossen hat, dass 2:37 Uhr die perfekte Zeit ist, um mein Leben ein bisschen spannender zu gestalten.
„Kann ja nicht lange dauern“, dachte ich noch halb verschlafen. „Die schreit sich schon aus.“ Haha, ein Trugschluss, wie ich ihn nur zu gut kenne. Stattdessen setzte die Katze – Verzeihung, der Kater – zum nächsten Satz an: „MIAUUUU! MIAUUU! MIAUUU!“ Ungefähr so sanft und dezent wie ein Presslufthammer. Warum sie das gemacht hat? Ich vermute mal, sie wollte sicherstellen, dass ich sie wirklich und wahrhaftig nicht überhören konnte. Nun, Mission erfüllt. Kein Nachbar, kein Tier, keine übermüdete Fliege hätte diesen Lärm ignorieren können.
Vorsichtig und mit der Eleganz eines 87-jährigen Turners schleppte ich mich zum Fenster und öffnete es. Dort stand sie – auf meinem Fensterbrett, empört, dass ich es gewagt hatte, in ihren Augen zu schlafen, anstatt ihr sofort Einlass zu gewähren. Ihr Blick sagte: „Na endlich! Hast du mal auf die Uhr geschaut? Ich warte hier seit Ewigkeiten!“
Also ließ ich sie rein. Natürlich. Wozu hat man auch Schlaf nötig, wenn man eine Katze – Entschuldigung, einen Kater – hat, der einem seine Nächte versüßt? Der nächste Akt ihres Dramas war dann das, was ich „Das abendliche Chaos“ nenne. Während ich versuchte, wieder ins Bett zu gleiten und vielleicht, nur vielleicht, die letzten Reste von Schlaf zu finden, die sich irgendwo unter meinem Kopfkissen versteckt hatten, hatte die Katze ganz andere Pläne.
Sie sprintete durch mein Schlafzimmer wie ein Marathonläufer auf Speed. Vom Bett zur Kommode, von der Kommode zum Bücherregal. Dann zurück auf die Fensterbank. Dann, aus dem Nichts, ein Sprung auf den Kleiderschrank. Hätte sie Applaus erwartet, hätte ich ihr den durchaus gegeben – aber ich war eher damit beschäftigt, in meiner Müdigkeit nicht aus dem Bett zu fallen.
„Okay, genug jetzt“, murmelte ich und versuchte, sie rauszujagen. Ha! Als ob das so einfach wäre. Sie wich mir aus, flitzte in den Flur und drehte eine Ehrenrunde durch mein Wohnzimmer. Dabei sah sie sich alles genau an, als hätte sie vor, ein Immobiliengutachten zu erstellen. „Reizend, wirklich. Aber die Dekoration könnte besser sein“, schien ihr Blick zu sagen. Der Höhepunkt war erreicht, als sie beschloss, die Sofakissen einmal quer durch den Raum zu ziehen – nur um dann, als Krönung, ihre Krallen daran zu wetzen.
„Raus mit dir!“, rief ich schließlich, griff mir das Fellknäuel und setzte sie energisch vor die Tür. Keine zehn Minuten später? „MIAUUUUUU!“ Da stand sie wieder am Fenster. Diesmal noch empörter. Der Blick sagte: „Na, wie kannst du es wagen? Ich habe ein unbefristetes Aufenthaltsrecht in diesem Haus!“
Also, ich ließ sie wieder rein. Man könnte meinen, ich hätte daraus gelernt, aber nein – ich bin halt ein unverbesserlicher Optimist. „Jetzt legt sie sich bestimmt hin“, sagte ich mir selbst und kroch zurück ins Bett. Und siehe da: Tatsächlich sprang sie mit einem Satz auf die Matratze und rollte sich an meiner Seite zusammen. Ich seufzte, aber in diesem Moment spürte ich tatsächlich ein bisschen Frieden. Sie schnurrte, ich schloss die Augen und dachte, das Schlimmste wäre vorbei.
Tja, denkste! Nach genau fünfzehn Minuten entschied die Dame des Hauses – also der Herr des Hauses, aber so genau nimmt sie das ja nicht – dass es genug geschlafen sei. Mit einem fröhlichen „Miau“ sprang sie auf, trat mir in die Seite (ja, tatsächlich, ich wurde von einer Katze getreten) und setzte sich direkt auf mein Gesicht. Klar, warum auch nicht? Ich bin ja nur das, was man in Katzensprache „Das Teil, das warm ist“ nennt.
Nachdem ich mich halb erstickt unter ihrem Gewicht hervorgewühlt hatte, entschied sie, dass jetzt die beste Zeit sei, um einen weiteren Sprint durchs Haus zu machen. Es war ungefähr 4:15 Uhr, ich war müde, verzweifelt und voller Fragen, warum ich es jemals für eine gute Idee gehalten hatte, sie hereinzulassen.
Wieder rausjagen? Keine Chance. Sie duckte sich unter dem Bett weg, flitzte wieder in den Flur, sprang auf die Couch und rollte sich dann in aller Seelenruhe auf meinem Sessel zusammen. „Okay, du hast gewonnen“, seufzte ich und beschloss, einfach das Beste daraus zu machen.
Ich legte mich zurück ins Bett und wartete. Fünf Minuten, zehn Minuten… vielleicht schlief sie ja jetzt wirklich? Gerade, als ich mich wieder in die Traumwelt verabschieden wollte, ein lautes „PLONK!“ aus dem Wohnzimmer. Natürlich! Sie war an meiner Lampe dran, die jetzt gefährlich wackelte. Entnervt sprang ich auf, schlich mich an, schnappte sie und trug sie wieder zum Fenster.
Und was macht Madame (der Herr, aber das spielt jetzt wirklich keine Rolle mehr)? Setzt sich auf mein Kopfkissen, als wäre das alles ihr Plan gewesen, und schnurrt laut. Also, rein mit ihr. Und tatsächlich – diesmal schien sie es sich wirklich gemütlich zu machen. Sie kuschelte sich an meine Beine, schnurrte zufrieden und schlief sofort ein.
Ich hingegen? Hellwach, total übermüdet und mit dem festen Vorsatz: Morgen Nacht bleibt das Fenster zu! Und jetzt? Jetzt schläft sie friedlich in meinem Bett – und ich bin hellwach. Na toll.

