Ihr kennt das: Man hat das Herz auf dem rechten Fleck, die beste Absicht im Kopf und will einfach nur ein bisschen Gutes tun. Und dann? Dann steht man ratlos da, während einem eine Katze – Entschuldigung, ein Kater – mit einem Blick bedenkt, der sagt: „Was soll dieser Fraß? Willst du mich vergiften?“ Willkommen in meiner Welt! Ja, es geht um die Nachbarskatze, die, obwohl sie ein Kater ist, in meiner Wohnung den Ton angibt und mich mittlerweile erfolgreich in den Wahnsinn treibt.
Alles begann, als ich beschloss, dem kleinen Streuner – ja, auch wenn er eigentlich der Kater vom Nachbarn ist – eine Freude zu machen. Wer Katzen kennt, weiß: Ihr Weg zu Glück und Harmonie führt in der Regel direkt durch den Magen. Also zog ich los, fest entschlossen, ihm das beste Futter zu besorgen, das die Supermärkte dieser Welt zu bieten haben. „Ein Kater kann ja nicht wählerisch sein, oder?“, dachte ich naiv. Hahaha, oh, wie falsch ich doch lag!
Erster Versuch: Die klassische Dose aus dem Supermarkt.
„Kitty Deluxe“ stand drauf, mit den Worten „Exklusive Rezeptur für Feinschmecker“. Ha, das klang doch gut! Ich stellte ihm das Schälchen vorsichtig hin und erwartete, dass er sich sofort draufstürzt. Stattdessen starrte er mich an, als hätte ich ihm ein altes Stück Pappe serviert. Er beschnupperte es, hob den Kopf und sah mich an, als wollte er sagen: „Schön, dass du dir Mühe gibst, aber das ist nicht mal im Ansatz gut genug.“
Ich, leicht beleidigt, schob das Schälchen noch ein wenig näher ran. Vielleicht hat er es ja einfach nicht richtig wahrgenommen, dachte ich mir. Aber nein – er zog beleidigt ab und setzte sich ans Fenster, als wolle er sich gleich einen Pizza-Lieferdienst bestellen. Ich war irritiert. Also, okay. Vielleicht war es nicht das richtige Futter. Aber keine Sorge, ich bin hartnäckig. Neuer Tag, neues Glück – ab ins Fachgeschäft!
Zweiter Versuch: Das teure Zeug aus dem Tierfachgeschäft.
Mit dem Stolz eines Ritters, der gerade einen Drachen besiegt hat, betrat ich den Laden. „Ich brauche das beste Futter für einen sehr anspruchsvollen Kater“, sagte ich der Verkäuferin. Die nickte wissend. „Oh, wir haben genau das Richtige. Katzen lieben das. Ähm, oder Kater, in Ihrem Fall.“ Sie drückte mir ein paar Dosen in die Hand, die so exotisch aussahen, dass ich sie am liebsten selbst probiert hätte. Lachs mit Kaviar? Hühnchen in Trüffelsoße? Meine Güte, besseres Zeug, als ich jemals essen würde.
Zu Hause angekommen, platzierte ich das Schälchen feierlich vor ihm. Er kam an, beschnupperte es… und machte wieder kehrt. Einfach so. Kein Schmatzen, kein Schlecken, kein gar nichts! Da stand ich mit meinem teuren Trüffel-Hühner-Lachs-Gedöns und musste feststellen: Dieser Kater hatte eine Abneigung gegen mein Budget.
Dritter Versuch: Hypoallergenes Spezialfutter vom Tierarzt.
Vielleicht war der kleine Feinschmecker ja gesundheitlich etwas empfindlich? Man weiß ja nie. Also, ab zum Tierarzt. Der verschrieb mir spezielles hypoallergenes Futter. Ich sah auf den Preis und mein Portemonnaie begann spontan zu weinen. Aber hey, wenn es der Gesundheit des Katers dient, dachte ich. Immerhin möchte ich ihm ja was Gutes tun.
Zuhause angekommen, stellte ich ihm die Schale hin. Diesmal blieb er immerhin zehn Sekunden stehen, bevor er sich abwandte und mit einem Ausdruck im Gesicht, der laut „Enttäuschung auf ganzer Linie“ schrie, die Küche verließ. Vielleicht war ich ein schlechter Mensch. Vielleicht hatte ich versagt. Oder vielleicht – ganz vielleicht – war dieser Kater einfach der wählerischste Esser, dem ich je begegnet war.
Vierter Versuch: Biologisch-dynamisch-vegan-glutenfrei, von einer singenden Nonne gesegnetes Spezialfutter.
In meiner Verzweiflung kaufte ich ein Futter, das angeblich von Mönchen in den Schweizer Alpen in Handarbeit produziert wurde. Es versprach, nur die feinsten Zutaten zu enthalten. Die Verpackung war so schön, dass ich sie fast eingerahmt hätte. Und was tat der Kater? Er hob demonstrativ die Pfote, schnupperte – und drehte sich um, als hätte ich ihm ein Stück Gummi serviert.
Fünfter Versuch: Katerfutter?
Ich war kurz davor aufzugeben, als mir ein Geistesblitz kam. Moment mal… Was, wenn es spezielles Katerfutter gibt? Die ganze Zeit hatte ich „Katzenfutter“ gekauft, aber vielleicht war das ja der Fehler. Ein paar Suchanfragen später stellte sich heraus: Nein, es gibt kein spezielles Katerfutter, und ich war einfach nur bescheuert gewesen, das zu glauben. Aber hey, nach fünfzehn verschiedenen Futtersorten darf man auch mal abdrehen, oder?
Das große Finale: Das Lager meiner Verzweiflung.
Ich schaue mittlerweile auf ein stolzes Arsenal von mindestens 20 verschiedenen Futtersorten, die in meiner Vorratskammer lagern. Schälchen in allen Farben und Geschmacksrichtungen. Ich könnte damit eine eigene kleine Tierfuttermesse veranstalten. Vielleicht interessiert sich jemand für „Lamm mit Wildkräutern“ oder „Thunfisch in geheimer Ozeansoße“? Bei mir stehen sie nur rum, weil der Kater jede Sorte abgelehnt hat.
Ich dachte schon daran, eine Werbeanzeige aufzugeben: „Katzenfutter abzugeben, für anspruchsvolle Fellnasen, die alles ablehnen.“ Vielleicht sind da draußen ja Katzen – äh, Kater – die meine gesammelten Schätze zu schätzen wissen. Denn mein kleiner Vierbeiner tut das definitiv nicht. Mittlerweile hat er es aufgegeben, überhaupt auf meine Angebote zu reagieren. Er schaut mich nicht einmal mehr mit Mitleid an, sondern hat es sich zur Gewohnheit gemacht, sich demonstrativ vor die Küchentür zu setzen und in Richtung des Nachbargrundstücks zu starren. Klar, dort gibt’s ja auch die Klassiker: Trockenfutter mit einem Hauch von „Ist mir doch egal“.
Langsam frage ich mich, ob ich ihm nicht einfach eine kleine Umfrage aushändigen soll: „Was magst du eigentlich? Kreuze bitte an.“ Es könnte mir wenigstens einen Hinweis geben. Aber dann denke ich daran, dass er mich wahrscheinlich ohnehin ignorieren würde. Ach ja, das Leben mit Katzen – oder Katern – ist wirklich nichts für schwache Nerven. Man möchte ihnen nur das Beste bieten, aber am Ende bleibt man selbst der Dumme.
Nun sitze ich hier, mit einem Lager, das besser sortiert ist als das in einem Gourmet-Katzenrestaurant, und einem Kater, der draußen durch die Gegend spaziert, weil er wahrscheinlich irgendwo ein gegrilltes Steak oder eine Schüssel mit Hummer gefunden hat. Wenn jemand also Bedarf an edlem Futter hat – ich habe genug davon! Irgendwer muss diese Schätze doch mögen…

