Es war ein friedlicher Nachmittag im Haus. Die Sonne schien durch die Fenster, und alles war ruhig… bis die Menschen plötzlich anfingen, große, mysteriöse Kisten ins Wohnzimmer zu schleppen.
Felix, der stets neugierige schwarze Kater, war sofort zur Stelle. Seine Augen funkelten vor Aufregung, sein Schwanz zuckte ungeduldig. „Was bauen die da bloß?“, murmelte er, während er um die Kisten herumschlich und jede Bewegung der Menschen genau beobachtete. „Das sieht nach etwas Großem aus. Etwas für… mich!“
Minka, die auf ihrem Lieblingskissen lag und sich die Pfote leckte, rollte nur genervt mit den Augen. „Was für ein Krach! Was immer es ist, es stört meinen Schönheitsschlaf.“
Gertrud, die weise, ältere Katze, blinzelte träge von ihrem Platz aus. „Krach, Unordnung – typischer Menschentag. So lange sie mich nicht vom Kissen schubsen, ist es mir egal.“
Doch Felix ignorierte die beiden. Er war viel zu aufgeregt, um sich darum zu kümmern, was die anderen dachten. „Da passiert was Großes! Ich kann es fühlen!“ Er sprang auf einen Hocker, um besser sehen zu können, und spähte neugierig in die Kisten. Als die Menschen endlich anfingen, die Teile zusammenzustecken, blitzten Felix’ Augen vor Begeisterung.
„Es ist ein… es ist ein…“, Felix rang nach Luft, als sich die wahre Größe des Projekts vor ihm entfaltete. „Ein KRATZBAUM! Und nicht irgendein Kratzbaum, sondern… der größte Kratzbaum aller Zeiten!“
In diesem Moment schlich Max, der orange-weiß getigerte Kater aus der Nachbarschaft, ins Haus. „Hey, Felix! Was geht hier ab?“, rief Max, als er sah, wie Felix aufgeregt von einer Seite zur anderen sprang.
„Max!“, rief Felix, als hätte er gerade den Fund des Jahrhunderts gemacht. „Sie bauen uns einen neuen Kratzbaum! Du musst dir das ansehen – das Ding ist gigantisch!“
Max starrte auf die wachsende Konstruktion und seine Augen wurden immer größer. „Wow, Felix! Das ist ja… ja… ein Katzenpalast!“
Felix nickte wild. „Es gibt so viele Ebenen! So viele Plattformen! Ich werde nie wieder irgendwo anders schlafen!“
Max war ebenfalls hin und weg. „Wir müssen Minka holen! Sie muss das sehen!“
Die beiden Kater rannten zu Minka, die völlig unbeeindruckt von dem Trubel ihre Augen halb geschlossen hielt. „Minka! Minka!“, rief Felix. „Du musst mitkommen! Der Kratzbaum ist gigantisch! Du wirst ihn lieben!“
„Pff“, schnurrte Minka, ohne sich die Mühe zu machen, die Augen zu öffnen. „Was interessiert mich ein Kratzbaum? Ich habe mein Kissen. Es ist perfekt, weich und…“ – sie dehnte sich genüsslich – „…ruhig. Ihr könnt euren Kletterbaum haben.“
„Aber Minka!“, rief Max verzweifelt. „Es ist wie ein Wolkenkratzer für Katzen! Du kannst von oben auf alles herabschauen – die ultimative Plattform für eine Königin wie dich!“
Minka öffnete ein Auge und warf den beiden einen skeptischen Blick zu. „Hm. Na gut, ich werde mal einen Blick darauf werfen, wenn ihr sonst nicht aufhört, mich zu nerven.“
Felix und Max feierten innerlich bereits ihren Erfolg, als die Menschen endlich den letzten Schraubenzieher zur Seite legten und der Kratzbaum in seiner vollen Pracht erstrahlte. Er ragte bis zur Decke, mit Plattformen, Hängematten und Kratzsäulen – ein wahres Katzenparadies.
„Max, das ist es!“, rief Felix, der sofort mit einem eleganten Sprung auf die unterste Plattform hechtete. „Das ist unser Spielplatz!“
Max folgte ihm in einem wilden Satz und beide Kater begannen, wild über den Baum zu jagen, von einer Plattform zur nächsten, als wären sie auf einem abenteuerlichen Parcours. Sie kratzten an den Säulen, warfen sich gegenseitig Blicke zu und wetteiferten darum, wer zuerst die Spitze des Kratzbaums erreichen würde.
„Dieser Platz gehört mir!“, rief Felix triumphierend, als er die obere Plattform erklomm und sich stolz in die Mitte setzte.
Doch plötzlich erschien Minka, elegant wie immer, auf der mittleren Plattform und schaute hoheitsvoll auf die beiden herab. „So, das reicht. Macht Platz, Jungs“, schnurrte sie. „Die höchste Plattform gehört natürlich mir.“
Felix und Max starrten sie an, als wäre sie gerade aus dem Himmel auf die Plattform hinabgestiegen. „Aber… aber wir waren hier!“, protestierte Felix schwach.
„Tja, jetzt bin ich hier“, sagte Minka ruhig und legte sich majestätisch auf die oberste Plattform, ihren Schwanz sanft um ihre Pfoten geschlungen. „Und hier bleibe ich.“
Felix seufzte, aber Max kicherte leise. „Na ja, das war zu erwarten. Die Königin braucht eben ihren Thron.“
Felix war kurz beleidigt, doch dann zuckte er mit den Schultern. „Okay, okay, du hast gewonnen. Aber nur, weil du so elegant bist. Aber wir haben die anderen Ebenen!“
Gertrud, die alles aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, kam nun langsam herangeschlendert. Sie blieb vor dem Kratzbaum stehen, blinzelte einmal langsam und nickte. „Nicht schlecht. Nicht schlecht. Aber ich bleibe auf dem Boden – da ist es gemütlicher und ruhiger.“
Felix sprang von der oberen Plattform herunter und machte ein paar Kratzbewegungen an einer der Säulen. „Kein Problem, Gertrud. Wir haben den Kratzbaum – und du kannst uns zusehen, wie wir die coolen Moves machen.“
Gertrud schnurrte belustigt. „Ihr seid unmöglich, aber wenn es euch glücklich macht, solltet ihr weitermachen.“
Die Katzen verbrachten den Rest des Tages damit, ihren neuen Kratzbaum zu erkunden, zu kratzen und herumzutoben. Minka schnurrte zufrieden auf ihrer obersten Plattform, Felix und Max spielten ausgelassen auf den unteren Ebenen, und sogar Gertrud ließ sich ab und zu zu einem prüfenden Blick hinreißen.
Am Ende des Tages war klar: Der Kratzbaum war nicht nur ein neues Möbelstück – er war das neue Zentrum ihres kleinen Universums. Egal, wer welche Plattform besetzte, alle waren glücklich und zufrieden.
„Dieser Kratzbaum ist das Beste, was uns je passiert ist“, murmelte Felix glücklich und rollte sich auf der mittleren Plattform zusammen.
„Das sage ich doch!“, rief Max von unten. „Wir sind jetzt die Kratzbaum-Könige!“
Und während die Katzen sich schließlich zum Schlafen zusammenrollten, schnurrten sie alle leise vor sich hin – zufrieden, dass jeder seinen Platz gefunden hatte.

