Das Ungetüm

Es war ein friedlicher Morgen im Katzenparadies, und die Sonne schien durch die Fenster auf die sanft schlafenden Katzen. Felix lag zusammengerollt auf der Fensterbank, Max hatte es sich auf einem Kissen gemütlich gemacht, und Minka döste in ihrem Lieblingssessel. Alles war ruhig – bis er auftauchte. Der Feind. Das Ungeheuer. Der laut brüllende Staubsauger.

„Nein, nicht schon wieder!“, fauchte Felix, als das vertraute Summen aus dem Flur erklang. Sein Fell stellte sich sofort auf, und er sprang von der Fensterbank, als wäre sein Schwanz plötzlich von einem Blitz getroffen.

Max, der normalerweise eine ziemlich lockere Katze war, fiel panisch vom Kissen. „Das Ding ist zurück! Versteck dich!“, schrie er und rannte los, als würde ihn ein Rudel Hunde jagen. Die anderen Katzen wussten genau, was das bedeutete: Das Staubsauger-Monster war losgelassen worden. Und jeder, der nicht rechtzeitig ein Versteck fand, war in großer Gefahr.

„Ruhe bewahren“, murmelte Minka und streckte sich genüsslich. „Es wird uns nicht fressen.“ Doch auch sie blieb nicht lange so gelassen. Der Staubsauger kam näher, und sie sprang mit einer anmutigen Bewegung von ihrem Sessel, gerade rechtzeitig, bevor der brüllende Apparat durch den Raum fegte.

„Minka, beeil dich!“, rief Felix, der sich bereits unter dem Sofa verkrochen hatte, wo er hoffte, sicher zu sein. Sein Schwanz wedelte hektisch aus der Sofaritze hervor, was ihn eher verriet, als ihn zu schützen.

Max, der mit weit aufgerissenen Augen durch den Raum schoss, versuchte sich hinter einem Stapel Zeitungen zu verstecken. „Das ist der Teufel in Maschinenform!“, jammerte er. „Er wird uns alle holen!“

Der Staubsauger brummte ungerührt weiter und verschluckte gedankenlos Krümel und Staub, während er immer näher auf die verzweifelten Katzen zusteuerte.

„Ich werde hier sterben“, flüsterte Max dramatisch, als er sah, wie das Monster sich unaufhaltsam seinem Versteck näherte. „Felix, sag meinen Fischen Lebewohl!“

Felix schaute vorsichtig unter dem Sofa hervor. „Max, entspann dich. Es wird nur den Boden saugen… nicht uns!“

„Denkt ihr das!“, schrie Max. „Bis es auf einmal Hunger auf Katzen bekommt!“

Während Max in seiner eigenen Welt des Wahnsinns gefangen war, hatte Minka längst das perfekte Versteck gefunden – auf dem hohen Bücherregal. Von dort aus beobachtete sie das Chaos mit einem hochmütigen Blick und gelegentlichem Schnurren. „Was für ein Drama“, murmelte sie. „Der Staubsauger kann ja nicht einmal klettern.“

Doch plötzlich, als der Staubsauger direkt neben Felix vorbeirauschte, sprang Felix ungeschickt hervor. „Angriff!“, rief er tapfer und hüpfte direkt auf den Staubsauger drauf, in einem verzweifelten Versuch, das Ungeheuer zu besiegen.

Das Ding machte ein seltsames Geräusch – ein erschrockenes Brummen, als Felix auf ihm landete – und rollte einfach weiter. Felix, der sich verzweifelt an das Rohr klammerte, sah aus wie ein mutiger, aber verwirrter Ritter, der versucht, einen Drachen zu zähmen, der ihn aber nicht einmal beachtete.

„Felix, du bist verrückt!“, rief Minka belustigt von ihrem Thron auf dem Regal herunter.

„Ich habe es fast!“, schrie Felix, während er mit dem Staubsauger durch den Raum fuhr.

Max starrte mit weit aufgerissenen Augen zu. „Er ist ein Held. Ein absoluter Held!“

Doch natürlich war Felix weit davon entfernt, das Monster zu besiegen. Der Staubsauger brummte weiter, als würde er die Katze, die sich an ihn klammerte, gar nicht wahrnehmen. Schließlich machte Felix einen ungeschickten Sprung und landete unsanft auf dem Teppich. „Das war… nicht meine beste Idee“, keuchte er.

Gertrud, die sich während des ganzen Spektakels auf einem warmen Sonnenfleck zusammengerollt hatte und ein Nickerchen gemacht hatte, öffnete ein Auge und seufzte. „Kinder. Ihr habt wirklich ein Talent dafür, unnötiges Drama zu veranstalten.“

Minka sprang vom Regal herunter und schlich sich elegant an Felix heran, der immer noch verwirrt auf dem Boden lag. „Du bist nicht verletzt, oder?“, schnurrte sie. „Es wäre wirklich tragisch, wenn du dich selbst in der Schlacht gegen den Staubsauger besiegt hast.“

Felix rappelte sich auf, versuchte seine Würde wiederzufinden und zuckte mit den Schultern. „Es war ein taktischer Rückzug.“

Max, der sich immer noch hinter den Zeitungen versteckte, kroch langsam hervor. „Hast du das Monster… besiegt?“, fragte er mit ehrfürchtiger Stimme.

„Fast“, antwortete Felix und versuchte, selbstbewusst zu klingen, obwohl er immer noch ein bisschen wacklig auf den Beinen war.

Der Staubsauger brummte plötzlich noch einmal laut auf und machte eine letzte Runde durch den Raum, bevor er endlich abgeschaltet wurde. Alle Katzen hielten den Atem an, als die Bedrohung verschwand.

„Es ist vorbei!“, rief Max und sprang auf, als hätte er den Krieg gewonnen. „Wir leben!“

„Natürlich leben wir“, murrte Gertrud und legte sich wieder hin. „Ihr überlebt das Ding jedes Mal. Vielleicht, weil es gar nicht daran interessiert ist, euch zu fressen, habt ihr daran mal gedacht?“

Minka schnurrte belustigt. „Es ist immer wieder amüsant, wie Felix und Max sich in die dramatischsten Situationen stürzen.“

Felix, der sich inzwischen wieder beruhigt hatte, strich sich mit der Pfote über das Gesicht. „Tja, was kann ich sagen? Jemand muss den Helden spielen.“

Max nickte heftig. „Und du hast das super gemacht!“

Minka sah Felix mit schiefem Blick an und schnurrte: „Ja, ein wahrer Held – der es nicht mal schafft, von einem Staubsauger ernst genommen zu werden.“

„Pah!“, fauchte Felix, „Irgendwann besiege ich dieses Ding! Und dann werden alle sehen, dass ich der mutigste Kater im ganzen Haus bin!“

„Na, da bin ich mal gespannt“, murmelte Gertrud und rollte sich wieder zusammen. „Weckt mich, wenn ihr das Monster endgültig besiegt habt. Bis dahin: Lasst den Unsinn.“

Die Katzen sahen sich an, und obwohl das Staubsauger-Monster vorerst besiegt war, wussten sie alle: Es würde wiederkommen. Und dann würde Felix seine Chance haben… oder auch nicht.

……
Und wie gehen eure Katzen mit dem Ungetüm um? 
…….

Dieses war wieder eine Geschichte, die es noch nicht in eine meiner Bücher gebracht hat.
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