Halloween

Es war der letzte Tag im Oktober, und das Haus war plötzlich voll von gruseligen Dekorationen. Die Menschen hatten sich besonders viel Mühe gegeben: kleine Plastikspinnen hingen von der Decke, Geister aus weißen Laken schwebten vor den Fenstern, und ein Skelett stand wackelig auf dem Schuhschrank, das Max verdächtig genau beobachtete.

„Was ist das alles?“ fragte er Felix mit einem leicht panischen Ausdruck, als eine Plastikspinne ihm plötzlich von oben direkt ins Gesicht fiel. Max sprang mit einem Satz zurück und fauchte die Spinne an.

Felix zuckte nur mit den Schultern und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er die Spinne auch ziemlich unheimlich fand. „Sie nennen das… äh… Halloween“, erklärte er, als ob er ein Experte wäre.

„Halloween? Klingt gefährlich“, murmelte Max und rückte einen Schritt vom Skelett weg, dessen Knochen leicht klimperten. „Warum hängen die Menschen Spinnen und Geister auf?“

„Ich glaube, das soll Geister anziehen“, antwortete Felix geheimnisvoll und sah sich aufmerksam um. „Vielleicht wollen sie, dass Geister uns heute Nacht besuchen?“

Max machte einen erschrockenen Satz zurück. „Geister? Ich mag keine Geister, Felix! Was, wenn die heute Nacht wirklich kommen und uns erschrecken?“

„Na ja, das können wir nur herausfinden, wenn wir wach bleiben und die Geister fangen“, flüsterte Felix und strich sich den Schweif elegant über die Pfoten. „Ich bin bereit. Du auch?“

Max schluckte hörbar, nickte aber tapfer. „Okay. Ein Geist wird mich nicht erschrecken! Oder… vielleicht nur ein bisschen.“

So stellten die beiden sich in der Küche auf und spähten aus ihrem Versteck unter dem Tisch ins Wohnzimmer, wo die gruseligen Geister und Spinnen baumelten und in der Dunkelheit schaukelten. Der Mond warf durch das Fenster ein unheimliches Licht, und die beiden Kater starrten mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit.

Plötzlich raschelte es aus der Ecke des Raumes, und ein Schatten schob sich langsam vorwärts.

„Da! Ein Geist!“ flüsterte Max entsetzt und versteckte sich hinter Felix.

Felix kniff die Augen zusammen. „Ganz ruhig, Max. Wir sind… Katzen mit Nerven aus Stahl.“ Doch seine Schnurrhaare zitterten leicht. Der Schatten bewegte sich jetzt direkt auf sie zu.

„Mrrrow!“ rief Max und sprang unter dem Tisch hervor, bereit, den Geist zu vertreiben. Felix sprang ihm natürlich heldenhaft hinterher – und direkt vor ihnen stand eine große, unheimliche, verschwommene Gestalt mit gruselig leuchtenden Augen.

„Geist! Rette sich, wer kann!“ rief Max und machte einen Satz nach hinten, doch dann stockte er.

„Moment mal… das ist ja nur… Gertrud?“ Felix‘ Stimme klang enttäuscht und erleichtert zugleich.

Da stand sie, Gertrud, die alte und etwas rundliche weiße Katze, die langsam ein Auge öffnete und die beiden müde ansah. „Was macht ihr hier mitten in der Nacht für einen Aufstand?“ fragte sie gähnend.

Max stotterte: „Äh… äh… wir dachten, du bist ein Geist!“

Gertrud hob nur die Augenbraue. „Ich? Ein Geist? Na, vielen Dank auch! Ich bin bloß aufgestanden, um mir ein Mitternachtssnack zu holen. Ihr jungen Hüpfer habt wohl zu viele Spinnweben eingeatmet.“ Sie schnippte genervt mit dem Schwanz und tappte gemächlich Richtung Küche.

Felix und Max sahen sich beschämt an, dann brachen sie beide in schallendes Gelächter aus. „Du hast es echt geglaubt, Max!“ prustete Felix. „Gertrud, der Geist!“

Max lachte, während er sich mit der Pfote die Augen wischte. „Na, du warst aber auch nicht viel besser, Mr. Katzen mit Nerven aus Stahl.“

Gertrud schnaubte, als sie die Spinnweben an ihnen vorbeischweben sah. „Na, ihr zwei Gespensterjäger, seid froh, dass ich euch nicht noch das Leuchten der Kürbisse erklären muss. Halloween – was für ein Blödsinn.“ Dann verschwand sie in der Küche, und die beiden Jungs sahen sich an, kichernd, schnurrend und ein wenig erleichtert, dass die gruselige Nacht nur eine Nacht mit ein paar Spinnen und Geistern auf den Fenstern war – und einer sehr verärgerten Gertrud.



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