Badetag

Das heutige Abenteuer mit der Katze: Eine unerwünschte Badeparty und nasse Rache

Es gibt Tage, an denen man einfach nur in Ruhe eine Tasse Kaffee genießen und das Plätschern des Sees bewundern möchte. Aber nicht, wenn die Nachbarskatze – eigentlich ein Kater, aber das haben wir ja schon geklärt – beschließt, dass mein Haus und mein Leben dringend eine haarige Chaosschicht brauchen. So auch heute.

Ich saß also friedlich auf meiner kleinen Terrasse am See, die Sonne schien, und ich dachte, der Tag würde sich einfach mal ruhig entwickeln. Falsch gedacht. Gerade hatte ich die erste Tasse Kaffee zur Hälfte geleert, da kam sie anspaziert – die Hoheit höchstpersönlich. Mit stolz erhobenem Schwanz marschierte sie über den Rasen auf mich zu, ihre Pfoten traten in einer anmutigen, fast tänzerischen Bewegung auf. Ich hätte mir denken können, dass das nichts Gutes bedeutet.

„Na, du?“, sagte ich und hob die Hand in einer freundlichen Begrüßung. Sie blieb stehen, blickte mich mit einem halb geschlossenen, überlegenem Blick an und schien zu überlegen, wie sie meinen Tag am besten ruiniert. Ich ignorierte sie, trank meinen Kaffee und lehnte mich zurück, fest entschlossen, mich nicht von ihr einschüchtern zu lassen. Was sollte schon groß passieren?

Das ist die Art von Arroganz, die man sofort bereut. Während ich mich entspannt zurücklehnte, schnupperte die Katze – der Kater – an meinen Füßen, sprang dann aufs Geländer der Terrasse und ließ ihren Blick prüfend über den See schweifen. Plötzlich sah sie mich an, als hätte sie eine bahnbrechende Idee. „Nein, nein, nein“, murmelte ich, „was immer du vorhast, lass es lieber sein.“

Natürlich wurde mein flehentliches Flüstern vollkommen ignoriert. In einem einzigen, fließenden Satz sprang sie vom Geländer auf den schmalen Rand des Bootsstegs, der direkt am See entlangführt. Und was tat sie dann? Sie balancierte vorsichtig und setzte sich genau in die Mitte des Stegs, drehte sich zu mir um und starrte mich herausfordernd an.

„Was soll das denn jetzt?“, fragte ich laut und sah sie irritiert an. Da saß sie, wie eine Diva auf der Bühne, und genoss die Show, während ich ahnte, dass das hier nicht gut enden würde. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gebracht, da geschah es: Mit einem lauten Platschen verlor die Katze das Gleichgewicht und stürzte… direkt in den See.

Ich sprang auf. „Nein, oh nein, nicht das!“, rief ich und lief zum Steg. Natürlich strampelte sie schon wild mit den Pfoten, während sie sich wacker im Wasser hielt. Verdammt, ich musste ihr helfen. Ich rannte los, zog meine Schuhe aus und sprang auf den Steg. Während ich in die Hocke ging, um sie aus dem Wasser zu ziehen, hatte sie es bereits ans Ufer geschafft. Tropfnass, zitternd und… ja, sehr, sehr wütend.

„Ach komm schon, du hast es doch selbst verbockt“, sagte ich. Aber es gab keine Gnade. Mit einem leisen Knurren und einem verärgerten Fauchen stapfte sie den Rasen hoch, als hätte ich sie absichtlich reingeschubst. Bevor ich realisieren konnte, was geschah, rannte sie mit nassen Pfoten über die Terrasse und dann… direkt in mein Wohnzimmer.

„Nein, nicht das Wohnzimmer!“, rief ich, sprang auf und folgte ihr. Zu spät. Dort stand sie nun, genau in der Mitte meines liebevoll gepflegten Teppichs, und schüttelte sich einmal kräftig. Wasser spritzte in alle Richtungen, und ich konnte nur zusehen, wie mein Teppich innerhalb von Sekunden zum Schwamm wurde.

„Komm schon, raus mit dir“, seufzte ich und griff nach einem Handtuch. Doch anstatt sich dankbar von mir abtrocknen zu lassen, sprang sie auf das Sofa und verteilte den Rest ihres Wassers mit elegantem Kopfschütteln auf den Polstern. Ich stöhnte auf und warf das Handtuch nach ihr. „Raus jetzt!“

Sie schien mich völlig zu ignorieren, legte sich stattdessen auf die Armlehne des Sofas und begann, ihre Pfoten abzulecken. Ihr Blick? Eine Mischung aus beleidigtem Stolz und der stillen Forderung, dass ich das gefälligst alles in Ordnung bringen sollte. Das Handtuch ließ sie ebenfalls kalt, sie sprang einfach über das Stoffstück hinweg und setzte ihren Putzvorgang auf dem Couchtisch fort.

„Wirklich jetzt?“, fragte ich, aber da war mir schon klar, dass ich den Kampf verloren hatte. Ich stand mitten in meinem eigenen Wohnzimmer, umgeben von nassen Flecken und Katzenhaaren, und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Also holte ich tief Luft, griff wieder zum Handtuch und begann, alles trocken zu tupfen, was sie angerichtet hatte.

Etwa zwanzig Minuten später – ich schwitzend, die Katze jetzt fast trocken und zufrieden auf der Fensterbank sitzend – war das meiste Wasser beseitigt. „Und was mache ich jetzt mit dir?“, fragte ich und schaute sie direkt an. Sie schaute zurück, gähnte und drehte mir den Rücken zu. Klar. Keine Chance, dass sie jetzt geht. Sie hatte sich ja gerade erst häuslich eingerichtet.

„Gut, dann kriegst du jetzt was zu essen“, sagte ich resigniert und stellte ihr eine Schale mit – natürlich – teurem Premiumfutter hin. Sie kam angetrottet, schnupperte einmal daran, schüttelte wieder den Kopf und ging weg, um erneut auf dem Sofa Platz zu nehmen. Das war wohl ihre Art, zu sagen: „Ich esse nur, was wirklich gut ist. Dein Zeug kann ich auch aus dem Fenster werfen.“

Mittlerweile hatte ich jeglichen Widerstand aufgegeben. Ich setzte mich auf den trockenen Rand des Sofas, betrachtete das nasse Chaos und konnte nur seufzen. Da war sie, die Katze – pardon, der Kater – des Nachbarn, die meine Wohnung in eine feuchte Spielwiese verwandelt hatte und mich mit einem einzigen, tiefen Schnurren wissen ließ: „Das ist mein Haus. Du bist hier nur zur Deko.“

Und jetzt? Jetzt liegt sie – oder besser gesagt, er – schnarchend auf dem Sofa, während ich hier sitze, tropfnass bin und mich frage, wie ich immer wieder in solche Situationen gerate. Aber gut, was soll’s. Ich werde wohl nie lernen, mit diesem kleinen Tyrannen klarzukommen…



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